Der Wegbereiter

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Abt des Benediktiner Stiftes Lambach MMag. Maximilian Neulinger, OSB im Interview mit Militärkommandant Brigadier Mag. Dieter Muhr, MBA

“Ja, ich gebe ihm meinen Segen!”

Abt Maximilian, Sie kennen Pater Jakob natürlich sehr genau. Bevor wir über unseren neuen Militärpfarrer sprechen, würden Sie sich uns bitte vorstellen.

Ja, sehr gerne. Mein Name ist Abt Maximilian Neulinger und ich bin seit dem Jahr 1990
Mönch im Benediktinerstift Lambach. Seit 2008 ist meine Aufgabe, der Gemeinschaft als
dessen Abt zu dienen. Meine Geschichte ist so, dass ich ursprünglich Getreidemüller war
und dann die Matura nachgeholt habe. Nebenbei habe ich als Marktkaufmann gearbeitet.
Ich war also als Marktfahrer, ein Standler, wie man so sagt. Dann war ich beim Bundesheer
und habe mich nach dem Grundwehrdienst als Zeitsoldat verpflichtet. Ich war bei einer
Batterie der Panzerfliegerabwehr als Melder und Schreiber beim Kanzleiunteroffizier tätig.
Theologie und das Lehramt Religion habe ich in Salzburg studiert und ich bin seitdem in
unserem Kloster als Benediktiner in den verschiedensten Funktionen und Aufgaben tätig. Ich verstehe mich als Gelegenheitsarbeiter, weil wir hier ja immer viele Gelegenheiten zum
Arbeiten haben.

Stichwort Stift und Benediktiner – Habt Ihr ein Motto oder einen Leitgedanken?

Wir Benediktiner haben eigentlich keinen Leitgedanken. Der heilige Benedikt hat keinen
geschrieben. Durch die Jahrhunderte hat sich aber einer herausformuliert: „Bete und
arbeite“ lautet er. Und seit einigen Jahrzehnten schreiben wir noch dazu „und lese“. „ora et
labora et lege.“ Das sind so die großen Säulen unseres Tuns. Das Beten, das Arbeiten und
eben auch das geistige und geistliche Vertiefen. Damit sind eben auch Bücher gemeint.

Wie kommt es, dass ein Benediktiner Militärpfarrer für Oberösterreich wird?

Ja, wenn ich vielleicht ein wenig ausholen darf. Militärseelsorge war bei uns im Kloster
immer ein Thema. Das fängt schon in der Zeit der Türkenkriege im 18. Jahrhundert an, dass unsere Mitbrüder Soldaten seelsorglich begleitet haben. Das hatte auch die Konsequenz, dass manche den Tod erlitten haben. Meistens nicht im Felde, aber die Seuchen und Hygienebedingungen waren damals ausreichend schlimm, dass viele daran zugrunde gegangen sind. Mitbrüder waren auch im 1. Weltkrieg in der Seelsorge tätig. Einer war dann auch in sibirischer Gefangenschaft. Aktuell ist unser Pater Hannes früher in der Militärseelsorge hauptamtlich beschäftigt gewesen. Viele werden ihn kennen. Für uns ist es daher etwas Vertrautes, wenn Pater Jakob sich der Militärseelsorge in Oberösterreich
annimmt. Es ist für uns so, als wenn er in einer Pfarre tätig wäre, oder in der Schule
seelsorglich beschäftigt wäre, oder sich bei Vereinen Seelsorger engagieren würde. Das ist
für uns nicht die große und neue Situation. Uns geht es auch immer um den jeweiligen
Mitbruder, wie der sich am besten auch einbringen kann – mit seinen Begabungen, Talenten, seinen Ideen und Visionen. Ich denke, für Pater Jakob ist es in seinem Lebensabschnitt die Tätigkeit, die gut zu ihm passt und wo er sich auch gut einbringen kann.

Abt Maximilian vor dem Tischchen und dem Bildnis von Napoleon Bonaparte, der zwei Mal im Stift nächtigte. Der Legende nach soll Napoleon an diesem Tischchen gesessen haben, als er vom Ausgang des Gefechtes in Ebelsberg erfuhr. Vor lauter Wut darüber soll er das Service auf dem Tischchen zertrümmert haben.

Pater Jakob bleibt weiter Mitbruder und Angehöriger des Stiftes. Welche Aufgaben wird er da noch wahrnehmen?

Pater Jakob ist Prior, das heißt er ist meine ständige Stellvertretung und hat von daher
schon einmal diese Aufgabe. Beim Militär sagt man, dass der Spieß, also der Dienstführende Unteroffizier die Mutter der Kompanie wäre. Bei uns im Kloster wird dem Abt oft zugesagt, er ist der Vater und der Prior ist die Mutter. Pater Jakob ist also die Mutter hier im Stift. Das ist, glaube ich, eine durchaus zutreffende Deutung. Im Prinzip geht es darum, dass wir uns gut in unseren Aufgaben ergänzen. Unsere Führungsleistung verstehe ich so, dass wir unsere Begabungen kompensierend einsetzen. Dann bleibt noch genügend Arbeit, die wir dann aufteilen müssen. Pater Jakob ist auch unser Kantor. Das heißt, er ist unser Vorsänger beim gemeinsamen Chorgebet. Und er hilft noch in den Pfarren mit in der Seelsorge, bei den Gottesdiensten, hauptsächlich am Wochenende. Durch seine Tätigkeiten in den Pfarren hat er noch genügend Kontakte bei Begräbnisse, Taufen und Hochzeiten. Also, da gibt es genügend Möglichkeiten, wo er sich einbringen kann.

Benediktinerstift Lambach und Bundesheer passen zusammen?

Ja, denn ein Charakter unserer Gemeinschaft ist es, dass wir da gar keine Berührungsängste
haben. Wir haben sogar vergleichbare Strukturen und andere Ähnlichkeiten, würde ich
sagen, da wir doch auch eine hierarchische Organisation sind. Vergleichbar ist auch, dass wir nicht im Kloster sind, weil wir uns alle so mögen, sondern wir sind hier, weil wir einen
gemeinsamen Beruf und einen gemeinsamen Auftrag haben. Also in einer gewissen Weise
sind wir eine Zielgemeinschaft, eine Aufgabengemeinschaft und wir sind nicht eine
Ersatzfamilie. Oder, wie es ein Mitbruder mal liebenswürdig gesagt hat: „Wegen dir bin ich
nicht ins Kloster gegangen und wegen dir gehe ich auch nicht.“ Das gilt genauso für das
Bundesheer, also ich glaube, da sind schon Parallelitäten zu erkennen. Dann ist da noch das
Durchstrukturierte. Der heilige Benedikt war von der Ausbildung her ein römischer
Verwaltungsbeamter hat genau so die militärischen Strukturen gekannt und eingebracht. Er
hat übrigens den Untergang des Römischen Reiches mitbekommen.

Die Militärseelsorge sehen Sie als Bereicherung für Eure Aufgabe?

Ich denke schon. Das Arbeiten in der Militärpfarre, im Vergleich zu einer Diözesanpfarre, hat angenehme Unterschiede. Dem Militärpfarrer steht eine Struktur zur Verfügung, die das
ganze Organisatorische und Administrative wesentlich erleichtert. Ich denke an den
Pfarradjunkten und an die militärische Struktur für Kommunikation und Information, auf die
der Militärpfarrer zurückgreifen kann. Das Organisatorische fällt großteils weg, von dem
kann sich der Militärpfarrer freispielen und sich auf die Kernaufgabe Seelsorge
konzentrieren. In einer Diözesanpfarre kann schon vorkommen, dass der Pfarrer kurzfristig
sein eigener Sekretär ist. Und der Militärpfarrer Pater Jakob wird von einem engagierten
Militärpfarrgemeinderat unterstützt, der ihn von administrativen und organisatorischen
Dinge entlasten – das ist eine wichtige Aufgabe.

Was wünschen Sie unserem Pater Jakob für die nächste Zeit?

Ja, ich gebe ihm meinen Segen, was anderes kann ich gar nicht machen, weil wir sind vom
Namen Gesegnete. Ich wünsche ihm eine tiefe innerliche Erfüllung, dass sein Dienst sinnvoll ist. Ich wünsche ihm, dass er schöne Rückmeldungen kriegt von den kleinen Freuden und dem stillen Frieden, den er da und dort schaffen wird. Ganz einfach, weil Seelsorge den Menschen guttut.