Der Neue

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Militärkurat MMag. Pater Jakob (Werner) Stoiber, OSB im Interview mit Militärkommandant Brigadier Mag. Dieter Muhr, MBA

“Mir ist wichtig, dass ich mit meinen Mitmenschen gut auskomme und ich ihnen dort helfen kann, wo sie meine Hilfe benötigen.”

Wenn Sie sich bitte vorstellen?

Ich bin als Werner Stoiber in Frauenstein in der Gemeinde Molln aufgewachsen. Dort habe ich die Volksschule, und später die Hauptschule in Molln besucht. Während meiner Zeit an der HTL für Elektrotechnik in Wels habe ich im Internat „St. Berthold“ gewohnt. Nach der Matura begann ich das Studium der Theologie in Salzburg. Zwei Jahre später habe ich meine Lebensentscheidung getroffen und ich bin in das Benediktinerstift Lambach als Novize eingetreten, um Ordenspriester zu werden. Meine ewigen Ordensgelübde habe 2002 abgelegt und bin seither Mönch im Stift Lambach. Nach dem Abschluss des Studiums wurde ich 2006 zum Priester geweiht. Zwischen 2006 und 2021 war ich zuerst Pfarrseelsorger in Stadl-Paura und später Religionsprofessor an unserer privaten Handelsakademie im Stift Lambach.

Wann ist bei Ihnen der Entschluss gereift, Militärpfarrer zu werden?

Mit dem Bundesheer hatte ich nach meinem Klostereintritt eigentlich abgeschlossen, weil man als Ordensmann vom Wehrdienst befreit ist. Ich hatte aber immer schon Interesse am Militär. Der Dienst als Militärseelsorger beim Bundesheer hat mich interessiert. Als sich dann die Gelegenheit ergab, weil mein Vorgänger als Militärpfarrer und Lambacher Mitbruder in Pension ging, bewarb ich mich mit der Zustimmung unserer Klostergemeinschaft beim Herrn Militärbischof als sein Nachfolger.

Wie ist es dann weitergegangen?

Von da an ging es Schritt für Schritt in Richtung „Dienst als Soldat“. Ich habe den
erforderlichen Einführungskurs an der Landesverteidigungsakademie absolviert und war zur Basisausbildung in Wels und Salzburg eingerückt. Als Seelsorger in der Militärpfarre NÖ 4 am Fliegerhorst in Langenlebarn konnte ich erste Erfahrungen sammeln. Seit dem 1. August 2022 bin ich mit meinen 47 Jahren Militärpfarrer in Hörsching beim Militärkommando Oberösterreich und betreue alle Kasernen in Oberösterreich, mit Ausnahme der Kaserne Enns, weil die Heeresunteroffiziersakademie einen eigenen Militärpfarrer hat.

Wie verträgt sich Ihr Dienst als Soldat mit ihrer Berufung als Mönch?

Als Seelsorger möchte ich für die Menschen da sein. Das ist im Militär genauso
notwendig wie in der zivilen Welt. In meiner Lebensführung macht es nicht viel
Unterschied ob ich in einer zivilen Pfarre oder in der Militärseelsorge tätig bin.
Natürlich habe ich neben meinem „Brotberuf“ als Militärpfarrer auch noch Aufgaben in der Gemeinschaft: Ich bin Prior und Ökonom, also Stellvertreter des Abtes und gemeinsam mit ihm von Seiten der Gemeinschaft für die Wirtschaftsführung zuständig. Die tatsächliche Wirtschaftsführung liegt gottseidank in den Händen eines qualifizierten Mitarbeiters. Wie einem Familienvater fällt es auch mir nicht immer leicht auch den privaten Aufgaben nachzukommen.

Was sind Ihre Hobbies?

Die Zeit, die mir neben Beruf und Leben in der Klostergemeinschaft bleibt, verbringe ich gerne bei der Freiwilligen Feuerwehr in Lambach. Außerdem darf ich Kameraden aus dem Bezirk Wels-Stadt und Wels-Land nach belastenden Einsätzen unterstützen. Wenn mir nach Frischluft zumute ist, bin ich gerne mit meiner Kawasaki Z 750 unterwegs.

Was ist Ihnen im Leben wichtig?

Mir ist wichtig, dass ich mit meinen Mitmenschen gut auskomme und ich ihnen dort helfen kann, wo sie meine Hilfe benötigen.

Was ist das besondere beim Dienst als Militärpfarrer in Oberösterreich?

Alle meine Pfarrmitglieder arbeiten beim gleichen Arbeitgeber und haben mit
militärischen Themen und Befehlsstrukturen zu tun. Ich darf viel jungen Menschen, vorwiegend sind das junge Männer, begegnen, die sonst außerhalb des
Bundesheeres weniger Kontakt zur katholischen Kirche haben. Beim Bundesheer
gibt es den sogenannten Lebenskundlichen Unterricht, in dem ich meinen Dienst für die jungen Kameraden vorstelle und Anregungen für ein moralisch verantwortbares Leben als Soldatin oder Soldat gebe.

Wie sieht das aus?

Soldaten gehorchen Befehlen. Idealerweise können sie sich darauf verlassen, dass
das, was befohlen wird, mit dem Recht des österreichischen Staates, dem
internationalen Recht und den Menschenrechten in Einklang steht. Trotzdem müssen sie ihr Tun vor sich selbst und ihrem Gewissen verantworten. Oftmals kommt es zu angeregten Diskussionen, wenn ich mit ethischen Fallbeispielen arbeite.

Was bieten Sie im Rahmen der Militärpfarre noch an?

Für die Angehörigen der Militärpfarre sind wir in allen seelsorglichen Anliegen
ansprechbar. Das reicht vom persönlichen Beratungsgespräch, über die Taufe eines Kindes, eine Hochzeit, bis hin zu Wallfahrten, Beichten oder Begräbnissen.
Gottesdienste gibt es in den Kasernen regelmäßig, besonders gefeiert werden
naturgemäß Ostern, Allerseelen und Weihnachten. Letztes Jahr haben wir den
Nikolobesuch am Fliegerhorst organisiert, heuer konnten wir bereits an einer
Fußwallfahrt um Frieden in der Welt teilnehmen.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich freue mich darauf, mit engagierten Mitgliedern unserer Pfarrgemeinde Angebote zu entwickeln, die unsere Kameraden ansprechen. Ich denke da zum Beispiel an eine Motorradsegnung in Hörsching, kombiniert mit einer Ausfahrt oder Rundfahrt im Anschluss. Weiters würde ich gerne eine Maiandacht in der Michaels Kapelle mit anschließenden gemütlichen Ausklang organisieren. Gemeinsam mit vielen Soldaten möchte ich an der Int. Soldatenwallfahrt nach Lourdes teilnehmen, wo Kameraden aus über 40 Nationen zusammenkommen. Für den August ist geplant, dass ich mit einer Delegation von jungen Heeresangehörigen zum Weltjugendtag nach Lissabon fahre.