Für den Befehlsbereich 4 OBERÖSTERREICH

Wie Farben auf den Menschen wirken

Mag. Nora Preinfalk ist Psychologin beim Bundesheer in Oberösterreich. Sie erklärt uns die Wirkung von Farben und der Natur auf den Menschen.

Haben Farben eine besondere Wirkung auf die Menschen?


Ja, die Farben haben eine individuelle Wirkung auf Körper, Geist und Seele des Menschen, gemäß seiner Erfahrung und Vorlieben. Aufgenommen von unseren Sinnen und beeinflusst von unseren subjektiven Erfahrungen lösen Farben in uns Gefühle aus. In verschiedenen Regionen der Erde können die Farben eine unterschiedliche (kulturell getönte) Bedeutung erlangen. 
Bewusste Farbanwendung und farbliche Gestaltung können Gefühle und Emotionen erzeugen, verstärken, aber auch abschwächen. Der gezielte Einsatz von Farben ist in unserem Alltag weit verbreitet, etwa in der Werbung oder Raumgestaltung. So wird Türkis gerne als Zeichen für Sauberkeit, Frische und Sterilität in Kliniken verwendet oder Gelb als fröhliche Farbe in Kinderzimmern oder zur Konzentrationsförderung im Arbeitsbereich.

Nach wie vor werden den beiden Geschlechtern bestimmte Farben zugedacht: Rosa für Mädchen, (Hell-)Blau für Buben. Bestimmte Berufsgruppen werden durch Farben sichtbar und zuordenbar, z.B. durch verschiedenfarbige Uniformen. 
Hat Grün eine ganz besondere Wirkung? Bäume sind die meiste Zeit im Jahr grün.
 Grün ist in unseren Breitengraden fester Bestandteil der Natur und damit auch unseres Alltags. Allgemein gilt Grün als harmonisierende, anregende Farbe, man sagt ihr unter anderem eine positive Wirkung auf die Psyche nach, ebenso soll sie stressreduzierend sein. Der regelmäßige Aufenthalt in der Natur, vor allem Spaziergänge im Wald, sollen sich mitunter regenerativ auf den Blutdruck auswirken können. Es gibt gewiss Menschen, die Grün gar nicht mögen und daher diese Meinung nicht teilen. Auch hier ist die individuelle Wirkung der Farbe abhängig von der persönlichen Erfahrung, Einstellung und Vorliebe.


Es läuft eine Bepflanzungsoffensive in den Kasernen in Oberösterreich. Wie sehen Sie das?


Ich persönlich finde es eine wunderbare Idee und eine sehr begrüßenswerte, allgemeine Botschaft betreffend Natur, Klimaschutz und Förderung eines gesunden Raum- sowie Berufsklimas. 
Insgesamt kann ein Blick ins Grüne und auf Bäume durchaus in positiver Weise inspirieren. Ein entspannter Blick in die Natur kann mitunter gute Ideen und Einfälle bescheren, entspannend wirken und das Wohlbefinden fördern, was in weiterer Folge auch zu einem angenehmen Betriebsklima beitragen kann.


Nicht zu vergessen ist die Wirkung von Bäumen als Schattenspender an heißen Sommertagen. Hinzu kommt das Farbspiel im Herbst, das ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Psyche haben kann. Ich kann mir auch vorstellen, dass es für einige Menschen durchaus angenehmer ist, Sport „im Grünen“ zu betreiben als zwischen unbegrünten Häuserzeilen. Natürlich werden nicht alle diese Ansicht teilen. 
Nicht jeder mag Bäume oder ist vielleicht aus gesundheitlichen Gründen durch ein Zuviel an Natur belastet, Stichwort Allergien.

Es wird jedenfalls einen Grund für die Abneigung Bäumen gegenüber geben. Diese können einem bewusst sein, aber auch im Unbewussten verborgen sein. Sicher ist, dass wir alle einen Kompromiss eingehen und einen Weg finden müssen, mit der Natur zu leben. Es gilt, eine Balance zwischen den eigenen Vorlieben und der Umgebung, in der man lebt, zu finden. 
Natürlich werfen Bäume Blätter ab und machen „Mist“. Dieser Mist liefert das Material für neue Erde in den Folgejahren. Laubrechen kann anstrengend sein und auch wirklich nerven, vor allem, wenn das Wetter schlecht ist und man einen langen Arbeitstag hatte. Für mich persönlich ist diese Form der Gartenarbeit zumindest eine Möglichkeit der körperlichen Betätigung nach einem langen, sitzenden Arbeitsalltag vor dem PC. Zudem macht diese Arbeit in der Natur und an der frischen Luft den Kopf frei und erdet bzw. zentriert. Aber ja, auch mich nervt das Laubrechen manchmal und das ist menschlich. Doch auch wir Menschen machen Mist, nicht zu wenig, dafür aber nachhaltig. 


Manche Menschen umarmen Bäume. Ist man dann ein bisschen verrückt?


Warum nicht? Wenn jemand einen Baum besonders schön findet, warum soll er ihn nicht umarmen, sich gegen seinen Stamm lehnen und seine Energie genießen? 
Wem schadet es, einen Baum zu umarmen, zu dem man vielleicht eine besondere Beziehung hat? 
Ich denke hier etwa an einen Baum im Garten der Großeltern, der mit einem selbst groß geworden ist. Es gibt viele Menschen, die bei der Geburt eines Kindes einen Baum pflanzen. 
Wie wir sind Bäume Lebewesen. Sie begleiten uns im täglichen Leben, sie spenden uns im Sommer Schatten, tragen zu einem guten Klima bei, spenden uns Sauerstoff und produzieren mit ihren gefallenen Blättern fruchtbaren Boden. 


Bäume zu berühren und sich an ihren Stamm zu lehnen kann helfen, sich zu zentrieren und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Durch das bewusste Wahrnehmen und Ertasten der Baumbeschaffenheit kann es erleichtert werden, kreisende Gedanken zu stoppen, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und damit Stress abzubauen. Wie fühlt sich ein Blatt eines Baumes an, wie ist seine Oberfläche beschaffen? Welche Form hat es? Was unterscheidet beispielsweise ein Eichenblatt von einem Ahornblatt? Welche Farbe hat es und wie ändert sich sein Erscheinungsbild in den Jahreszeiten? Wie ist die Baumrinde beschaffen? Wie riechen beispielsweise Tannennadeln und woran erinnert dieser Duft? Wie beeinflussen Witterung und Temperatur Fruchtwachstum und -bestand eines Apfelbaumes?


Nebenbei bemerkt: Wie oft berühren wir im Alltag Bäume ohne uns darüber bewusst zu sein? Denken Sie beispielsweise an Ihr Büro. Befinden sich darin Holzmöbel? Benutzen Sie Bleistifte, Papier? All diese Dinge waren einmal lebende Bäume! 
Bäume haben eine sehr starke Symbolkraft. Sie stehen für Leben, den ewigen Kreislauf des „Stirb und Werde“- Prozesses und damit für den Rhythmus der Natur und für die Jahreszeiten. Selbst die Mondzyklen lassen sich an ihnen erkennen und man schneidet beispielsweise immer öfter Weihnachtsbäume nach dem Mondkalender. Man mag davon halten, was man möchte. Eines ist aber gewiss: Bäume sind Repräsentanten der Natur und ihrer Rhythmen, in die wir alle eingebettet sind. Diese Rhythmen sind auch unsere, da wir selbst Teil der Natur sind.




Sie befassen sich auch mit der Mythologie von Bäumen. Worum geht es da?


In vielen Kulturen haben Bäume eine besondere Bedeutung. In früheren Zeiten war das Leben der Menschen viel stärker von der Natur und ihren Zyklen beeinflusst bzw. abhängig. Einige befassten sich mit den Heilkräften von Pflanzen und Bäumen. In vielen Kulturen spielten manche Bäume eine besondere Rolle, man brachte sie mit Göttern und besonderen Kräften in Verbindung. Auch heute noch kann man manche dieser überlieferten Traditionen beobachten. 
Ich habe gehört, dass in der Kaserne unter anderem Eichen, Erlen, Eiben, wilde Obstbäume, Ebereschen, Linden und Hainbuchen gepflanzt werden. 
Die Eiche beispielsweise wird „der König der Wälder“ genannt und steht für Schutz, Stärke, Kraft und Trost sowie Zuspruch. 
Der Erle wird mitunter nachgesagt, Balance und Harmonie zu fördern. Sie soll auch Schutz für neue Projekte und neue Wege fördern, sie steht ebenso für Mut und Stärke.


Eiben haben ebenfalls eine besondere Bedeutung. Nahezu alle Teile dieser immergrünen Pflanze sind giftig! Die Eibe wird oft mit der Anderswelt assoziiert, daher findet man sie traditionell nicht selten auf Friedhöfen oder bei Kirchen. Die Eibe steht auch in diesem Zusammenhang für Schutz, Übergänge und Wandlung.
 Apfelbäumen wird ohnehin eine hohe Bedeutung beigemessen. Ihre Früchte sind nicht nur schön anzusehen, sondern gelten als gesund und vitaminreich. Schneidet man einen Apfel quer durch, kann man fünf Kerne erkennen, die wie ein fünfzackiger Stern angeordnet sind. In manchen Kulturen gilt dieser Stern als Schutzsymbol. Der Apfelbaum steht mitunter für Fruchtbarkeit, das Paradies, Unsterblichkeit und wird auch als „Baum der Liebe“ bezeichnet. 
Die Eberesche steht für Schutz und Ausdauer, auch der Hainbuche werden schützende Kräfte zugesprochen. 
Die Linde soll vor allem heilende, beruhigende und auf die Stimmung begünstigend wirkende Energie besitzen, man denke nur an den Lindenblütentee.
Egal wie man zu Bäumen letztendlich stehen mag, jede Ansicht hat ihre Berechtigung. Die Quintessenz für mich persönlich bleibt: Wir Menschen brauchen die Natur. Die Natur braucht den Menschen nicht. 




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